Wege aus der Krise
Nach den vielen inkompetenten Kommentaren mit nutzlosen Vorschlägen zur Bewältigung der Krise kommt es auf einen weiteren nicht mehr an. Nein, wir haben kein Sommerloch und ja, wir haben eine Krise wegen des starken Frankens.
Mit ihm stark geworden ist auch
der Direktionspräsident der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand. Ist er doch sozusagen der stärkste Schweizer, keiner mag ihn. Nur weil er den Gegenwert von fünf Gotthard-Tunnels wirkungslos versemmelt hat, sollte man ihm nicht so böse sein. Erstens waren die Milliarden nicht sein Geld und zweitens: Wer will schon fünf Gotthard-Tunnels, wo eine zweite Röhre genügt, um den Stau beidseitig auf erträgliche sechs bis acht Stunden zu reduzieren?
Schuld sind wir selbst, wenn der Wert des Euro demnächst auf einen Franken sinkt, weil wir zu gut sind. Statt uns ein Vorbild an den Griechen, Irländern und Italienern zu nehmen, halten wir uns immer noch an das Prinzip Milchbüchlein. Dieses besagt, dass man nur so viel Geld ausgeben soll, wie man einnimmt. Da erstaunt es kaum, wenn Euro, Dollar und Pfund nicht mehr gefragt sind, dafür der Franken stark und stärker wird. Die einzigen Profiteure dieser Entwicklung sind die Investmentbanker. Die unverbesserlichen Optimisten unter ihnen erkennt man daran, dass sie am Sonntag wiederum fünf Hemden bügeln. Für alle andern sind die Aussichten trübe, bald kann es sich keiner mehr leisten, bei uns Ferien zu machen. Auch kein Schweizer, von denen man im Tirol schon die meisten antrifft.
Dass es so schlimm kommen würde, hat uns vorher niemand gesagt. Als hätten wir eine Ahnung gehabt, dass einige Eurostaaten über den Verhältnissen leben und die USA pleite sind. In diesen Strudel werden wir mitgerissen. Einzelschicksale gibt es dann, die gehen schon recht an die Nieren. Wenn man hört, wie ein Geschäftsmann klagt: «Das ist schlimmer als eine Scheidung. Ich habe 50 Prozent meines Vermögens verloren und bin immer noch verheiratet!» Da können und dürfen wir nicht unbeteiligt wegschauen.
Umso wichtiger ist es, den Schalter zu kippen und zu wirkungsvollen Massnahmen zu greifen. Weg von überholten Rezepten unserer Ahnen. Wer erst einmal begriffen hat, dass Tradition nicht in der Anbetung der Asche, sondern im Weiterreichen der Flamme besteht, kann auch einen nachhaltigen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten.
Eveline Widmer-Schlumpf zum Beispiel muss einige Milliarden in die Hand nehmen. Das genügt natürlich nicht, wie auch der Laie versteht. Sie sollte damit auch um sich werfen. Der Eindruck ist wichtig, dass das Geld auf der Strasse rumliegt. Dazu muss man es aber zuerst aus dem Fenster werfen. Nachhaltig.
Trotz geeigneter Projekte für weitere Sägewerke könnte man am Prinzip festhalten und Direktzahlungen von den Vierbeinern auf die Zweibeiner ausweiten. Indem Prämien ausgerichtet werden für nicht säumige Steuerzahler und Begrüssungsgelder für Asylanten, Motivationsgelder für Beamte und Anbauhilfen für jede Menge Windräder entlang der A13 – Wirtschaftsankurbelung könnte so einfach sein.
Ganz falsch ist es, wenn wir ganze Wirtschaftszweige weiter stressen, statt die Politiker einem Stresstest zu unterziehen. Wahlen eignen sich dazu immer hervorragend. Wer demnächst in Chur Stadtpräsident werden möchte, müsste ein paar einfache Absichtserklärungen abgeben. Absage an den Bau von Sportanlagen und sinnloser Kreisel, keine Erhöhung der Mautgebühren für Toiletten und Parkplätze, Löhne für städtische Angestellte begrenzen, sodass sie künftig durch Steuereinnahmen gedeckt sind, Direktzahlungen an alle Beizer, die im Freien Tische, Stühle und Bedienung anbieten und damit dem Tourismus dienen, sowie die
Verlegung des Quadereisfeldes auf das teuerste Brachlandareal vor dem Stadttheater. Am Wichtigsten aber: Ja keine Feier zum Nationalfeiertag. Der Stimmbürger hat es in der Hand, den Fehler von 1291 zu korrigieren. Nachhaltig.
Stefan Bühler